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Warum klein manchmal besser ist als groß

Aktualisiert: 14. Feb. 2022

Wir laden Sie heute zu einem Gedanken-Experiment ein:


Stellen Sie sich vor, Sie haben ein attraktives Sackerl Kartoffelchips vor sich (oder eine Nascherei, wenn Sie eher vom süßen Typ sind).


Wie im Schlaraffenland dürfen Sie nun zugreifen und genießen – ungebremst, egal ob der Stimme im Hinterkopf über die vielen Kalorien.


Auf wundersame Art und Weise wird das Sackerl nie leer…


Nun stellen Sie sich diese Fragen:

Wie lange und wieviel esse ich?

Was bewegt mich zum Aufhören?

Wann fühle ich mich satt?


Der Wissenschafter Brian Wansink und seine Kollegen untersuchten diese Fragen schon vor 15 Jahren mit dem bekannten Tellerexperiment. Dabei wurde Suppe als Mittagessen vorgesetzt. Was die Hälfte der Probanden nicht wusste: Sie aßen ihre Suppe aus einem „Teller ohne Boden“, sprich, die Suppe wurde über einen Schlauch immer wieder unbemerkt nachgefüllt. Die Schummelei brachte einen spannenden Effekt ans Licht: Diese Probanden aßen um über 70 % mehr Suppe als jene mit normalen Tellern. Noch erstaunlicher war das Ergebnis der anschließenden Befragung: Sie ahnten nicht, dass sie mehr konsumiert hatten und fühlten sich auch keinesfalls satter als die anderen. Egal, wer welche Portion verspeist hatte, der Sättigungsgrad wurde von allen in etwa gleich empfunden.


Die Psychologie hat also schon längst aufgedeckt, was bei vielen von uns eine entscheidende Rolle spielt: Die Portionsgröße bestimmt zu einem großen Teil, wieviel gegessen wird. Wir essen, bis das Teller leer ist, das Sackerl Chips, die Keks-Packung, die Schokotafel, … Moment einmal, reflektiert jetzt vermutlich so manche*r: Wurde (bzw. wird) uns das nicht so am Familientisch beigebracht? Oft gut gemeint und auch nicht alleine dafür verantwortlich – wohlgemerkt – dürfen solche Essregeln jedenfalls kritisch hinterfragt werden. Auch das Wetter wird deswegen meist nicht schöner.


Fakt ist: Geht es um die Wahrnehmung von Hunger bzw. Durst und Sättigung, orientieren wir uns zunehmend an verschiedenen äußeren statt an unseren inneren Signalen. Bedenkt man dazu, dass sich die durchschnittlichen Portionsgrößen über die Jahrzehnte deutlich vergrößert haben, müssen jeder und jedem die Auswirkungen klar sein.


Offensichtlich wird diese Entwicklung auch beim Angebot zuckerhaltiger Getränke. Was früher „supersize“ war, gilt heute als „normal“ (bzw. was sich heute „supersize“ nennt, gab es nicht). So sind z.B. auch Getränkeflaschen für den Einzelgebrauch aktuell im Durchschnitt dreimal so groß wie bei der Markteinführung des jeweiligen Getränks.


Im Kampf gegen Übergewicht wird von Expert*innen eine Verkleinerung der angebotenen Portionen als eine der wesentlichsten Strategien angesehen. Jedenfalls sollte dieser Ansatz auch für Getränke gelten, die eine bestimmte Zuckergrenze wie das SIPCAN-Kriterium von

6,7 g Zucker pro 100 ml überschreiten. Durch den Konsum einer möglichst kleinen Portionsgröße könnte so auch die Zuckeraufnahme reduziert werden (Wenngleich die Gewöhnung an weniger Süße stets das oberste Ziel sein muss!).


Wer mehr zu diesem Thema wissen will:



Science News (Ausgabe Nr.5 erscheint demnächst zu diesem Thema)


Bhardwaj J, Schätzer M, Moser N, Gutmann N, Schätzer J, Hoppichler F. Public-Health-Strategie zur schrittweisen Reduktion des Zuckergehaltes in Getränken. pädiatrische praxis 2021, 95/02, 319-331.



Das gesamte SIPCAN-Team wünscht Frohe Ostern!


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