Geduldig bleiben – auch wenn es schon nervt? Wie wir mit Verzögerungen besser umgehen können
- Julia Schätzer
- 24. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Ob ein unvorhergesehener Stau auf dem Weg zum Lieblingskonzert, eine nicht enden wollende Besprechung oder ewiges Sitzen im Wartezimmer – das Gefühl der Ungeduld kennt jede*r. Aber was genau macht uns eigentlich so ungeduldig? Und warum gelingt es manchen Menschen leichter, dabei ruhig zu bleiben?

Diesen Fragen ist die US-Psychologin Kate Sweeny in einer neuen Studie nachgegangen, die spannende Einblicke liefert, wie wir mit alltäglichen Frustmomenten besser umgehen können und warum Geduld weniger mit Tugend zu tun hat als mit dem richtigen Umgang mit unseren Gefühlen in solchen Situationen. Ihre Erkenntnisse könnten dabei helfen, Geduld nicht als Charaktereigenschaft zu verstehen, sondern als erlernbare Fähigkeit – ein spannender Ansatz, auch im Hinblick auf psychische Gesundheit und Resilienz. Die Forscherin definiert Ungeduld als das Gefühl, das entsteht, wenn eine Verzögerung unfair, unangemessen oder unnötig erscheint. Geduld wiederum ist umgekehrt der aktive Umgang mit diesem Gefühl der Ungeduld.
Wenn Zeit zur Herausforderung wird
In drei Studien mit insgesamt über 1.200 Personen wurden verschiedene Alltagssituationen beschrieben – von zähen Meetings bis zu langen Wartezeiten. Die Teilnehmer*innen gaben an, wie ungeduldig sie sich dabei fühlen würden und welche Strategien sie anwenden würden, um besser mit der Situation klarzukommen. Dazu zählten zum Beispiel Ablenkung, bewusstes Atmen oder das Suchen nach positiven Aspekten an der Wartezeit.
Obwohl fast alle Studienteilnehmer*innen angaben, dass sie in solchen frustrierenden Situationen zumindest ein wenig ungeduldig werden würden, gab es doch Unterschiede in der Ausprägung der Ungeduld. Besonders geduldig zeigten sich jene, die mit zeitlich offenen Situationen gut zurechtkamen, emotional stabil waren und über gute Selbstregulationsfähigkeiten verfügten. Auch Einfühlungsvermögen und ein hohes Maß an sozialer Verträglichkeit standen mit mehr Geduld in Zusammenhang.
Die Studie identifizierte drei Faktoren, die uns besonders ungeduldig machen:
Wenn relativ viel auf dem Spiel steht (zB ein unvorhergesehener langer Stau auf dem Weg zum Konzert einer Lieblingsband)
Wenn das Warten unangenehm ist (zB keine Sitzplätze zum Warten oder keine Ablenkung)
Wenn jemand eindeutig für die Verzögerung verantwortlich ist (zB man möchte zu einem gemeinsamen Date aufbrechen und der*die Partner*in kommt zu spät nachhause)
Interessant war dabei auch: Nicht die objektive Länge einer Wartezeit macht ungeduldig – sondern ob sie länger ist als erwartet.
Geduld kann man trainieren
Die gute Nachricht: Geduld ist keine angeborene Charaktereigenschaft, die man entweder hat oder nicht hat, sondern sie ist eine Fähigkeit, die jeder entwickeln und stärken kann – und das auch noch in fortgeschrittenem Alter. Wie mit dem Erlernen jeder anderen Fähigkeit braucht es Zeit, Übung und Geduld 😉.
Üben Sie Achtsamkeit
Achtsam zu sein bedeutet im Hier und Jetzt zu sein, Gedanken kommen zu lassen und sie auch wieder ziehen zu lassen, ohne sie zu bewerten. Bewusst tief einzuatmen und wahrzunehmen, was man in diesem Moment sieht, hört, riecht, spürt.
Bauen Sie Toleranz für Unbehagen auf
Üben Sie sich bei kleinen Dingen in Geduld wie zB lassen Sie jemand in einer Schlange vorgehen, ignorieren Sie bewusst Benachrichtigungen auf Ihrem Handy, widerstehen Sie dem Drang sich zu kratzen, wenn es juckt.
Legen Sie einen Perspektivenwechsel ein
Im Großen und Ganzen gesehen – wie schlimm ist es tatsächlich, wenn Sie 5 Minuten länger auf die nächste U-Bahn warten oder an der Kasse hinter vielen anstellen müssen?
Beeinflussbarkeit Erkennen Sie, welche Situationen Sie beeinflussen können und welche nicht. Stressmanagement
Halten Sie Ihren persönlichen Stress in Schach
Je ruhiger Sie sich in Ihrem Körper und Ihrem Kopf fühlen, desto leichter wird es Ihnen auch fallen, geduldig mit anderen oder mit frustrierenden Erfahrungen im Leben umzugehen.
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