Eine farbliche Kennzeichnung von Lebensmitteln zur Erleichterung einer „gesunden“ Kaufentscheidung wird schon lange diskutiert. Systeme dafür gibt es mehrere. Bis Ende 2022 will man sich auf EU-Ebene auf einen verpflichtenden Vorschlag einigen. Der Nutri-Score könnte aufgrund seiner weiten Verbreitung für die handelnden politischen Akteure ein Favorit hierfür sein. Wir haben ihn unter die Lupe genommen.
Das Lebensmittel-Angebot in unseren Supermärkten ist beinahe unüberschaubar, denken wir beispielsweise an die vielen Joghurts, die Müslis und Cerealien, die prall gefüllten Tiefkühlschränke... Wer hat da ausreichend Zeit, Muße und Wissen ein Produkt mit gutem Nährwertprofil aus dem Regal zu fischen? Schon seit vielen Jahren gibt es daher den Vorschlag verpackte Lebensmittel mit einer einfachen, farbigen Kennzeichnung entsprechend der Ampelfarben zu versehen. Konsument*innen sollen damit auf einen Blick Auskunft über die Nährwertqualität eines Lebensmittels erhalten und auch schnell innerhalb von Produktgruppen vergleichen können.
Der in Frankreich entwickelte Nutri-Score wurde anhand einiger Studien als gut verständlich und hilfreich eingestuft. Er basiert auf einem Nährwertprofilsystem bzw. einer Punktevergabe für günstige und ungünstige Kriterien, die zu einer Gesamtbewertung eines verarbeiteten Lebensmittels führt – am Ende sichtbar als farbiges Ergebnis bzw. Buchstabe auf einer fünfstufigen Farbskala (dunkelgrün/A für günstiges Nährwertprofil bis rot/E für sehr ungünstiges Nährwertprofil). In der EU wird der Nutri-Score bereits in Frankreich, Belgien, Spanien, Deutschland, Luxemburg und den Niederlanden freiwillig eingesetzt. Auch in unseren Supermarktregalen finden sich einige Produkte mit dieser Kennzeichnung.
Bei genauerer Betrachtung in der Praxis stößt man von wissenschaftlicher Seite jedoch immer wieder auf Kritikpunkte. SIPCAN hat den Nutri-Score daher genauer unter die Lupe genommen und die Qualitäten aber auch die Schwächen auf Basis der aktuellen Literatur beleuchtet. Wir sind dabei vielen spannenden Fragen nachgegangen, wie z.B. der Wirksamkeit, der Anwendbarkeit in der Praxis, der Transparenz für die Konsument*innen aber auch dem Potential für Produktoptimierungen.
Unsere Conclusio: Der Nutri-Score hat seine Qualitäten, weist aber in der derzeitigen Form bzw. Anwendung noch bedeutsame Schwächen auf.
Bis Ende dieses Jahres soll es jedenfalls von EU-Seite einen Vorschlag für eine verpflichtende Nährwertkennzeichnung auf der Vorderseite von Verpackungen geben. Dies wird auch von Seiten des Österreichischen Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz unterstützt. Um welches System es sich dabei handeln wird, ist noch offen. Der in Österreich so gepflegte Schutz der Konsument*innen sollte dabei klar im Fokus stehen und die Erfahrungen bestehender Modelle im Rahmen einer Weiterentwicklung oder Einführung eines neuen Kennzeichnungssystems unbedingt Berücksichtigung finden. Zudem wird es auch notwendig sein Konsument*innen hinreichend über die richtige Anwendung zu informieren.
Unsere gesamte Analyse steht hier zum kostenlosen Download zu Verfügung:
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