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Zucker, Süßstoffe, High Protein – ein Blick ins Milchregal

Joghurts, Topfencremen, Milchshakes: Wer zu Milchprodukten greift, erwartet sich oft eine gesunde Zwischenmahlzeit. Doch der Blick auf Zucker und Süßstoffe lohnt sich – besonders bei „High-Protein“-Produkten. Unser aktueller Milchprodukte-Check zeigt: Jedes zweite enthält zu viel Zucker – und in nahezu allen High-Protein-Produkten stecken Süßstoffe.


Frau hält einen Becher Joghurt in die Kamera und einen Löffel mit joghurt, rundherum Symbole für Zucker, Süßstoffe und High Protein

Jeder zweite Becher zu süß?


Seit 2012 untersucht SIPCAN jährlich das Angebot an Milchprodukten in Österreich. Für den aktuellen Check wurden 1.111 Produkte analysiert – darunter Löffelprodukte wie Fruchtjoghurts oder Topfendesserts aber auch Trinkprodukte wie Joghurtdrinks und Molkegetränke. Als Orientierung für eine gesündere Auswahl bei Milchprodukten gelten zwei einfache Kriterien:


  • Maximal 11,0 g Zucker pro 100 g/ml (inkl. natürlichem Milchzucker)

  • frei von Süßstoffen

 

Das Ergebnis von 963 Produkten (ohne Süßstoffe) lautet: 49 % überschreiten den empfohlenen Zuckerwert, das ist rund jedes zweite Produkt. Besonders betroffen sind Löffelprodukte, bei denen 57 % darüber liegen. Bei den Trinkprodukten sind es nur 12 %.

 


Langsamer, aber klarer Rückgang beim Zucker


Auch wenn diese Werte nicht zufriedenstellend sind, zeigt der Trend in die richtige Richtung: Seit 2012 ist der durchschnittliche Zuckergehalt in Milchprodukten um fast 20 % gesunken, von damals noch 14,1 g auf jetzt 11,4 g. Löffelprodukte enthielten 2012 im Durchschnitt noch 14,8 g Zucker, heute sind es 11,7 g – das ist sogar ein Rückgang um 27 %. Bei den Trinkprodukten sank der Zuckergehalt um 19 % von 11,9 g auf 10,0 g / 100 ml.

Ein Grund dafür ist, dass SIPCAN den Orientierungswert für Zucker schrittweise gesenkt hat – von anfangs 12,0 g auf aktuell 11,0 g pro 100 g/ml. Denn diese Zielwerte dienen nicht nur als Empfehlung für Konsument*innen, sondern auch als mittlerweile gut bekannte Orientierung für die Lebensmittelindustrie.

 


Süßstoffe wieder auf dem Vormarsch, besonders bei „High-Protein“


Ein anderer Trend, der besorgniserregend auffällt: 13 % aller getesteten Milchprodukte enthalten Süßstoffe. Bei Trinkprodukten liegt der Anteil sogar bei 25 %, bei Löffelprodukten bei rund 10 %. Damit hat der Einsatz von Süßstoffen wieder deutlich zugenommen, lag er doch 2023 bei erfreulichen 6 %.

Verantwortlich dafür zeigen sich die so genannten High-Protein-Produkte, also Joghurts oder Drinks mit zusätzlich zugesetzten Eiweißbestandteilen. Mittlerweile sind es rund 10 % aller Milchprodukte, die mit der Bezeichnung „High-Protein“ beworben werden. Von den 114 überprüften Produkten enthalten 99 % Süßstoffe. Damit machen sie über drei Viertel aller süßstoffgesüßten Milchprodukte aus.


 

Die Krux an der Süßstoff-Sache


High-Protein-Produkte richten sich oft an Menschen, die auf eine gesundheits- oder fitnessorientierte Ernährung setzen oder auch Gewicht reduzieren wollen, daher kommen auch gezielt Süßstoffe zum Einsatz. Diese verhindern jedoch, dass wir uns an weniger Süße gewöhnen können. Genau das wäre aber aus gesundheitsförderlicher Sicht besonders nachhaltig und sinnvoll und zwar durch eine schrittweise Reduktion des Zuckers.

Süßstoffe wie Aspartam, Acesulfam oder Cyclamat sind als sichere Zusatzstoffe zugelassen und können kurzfristig oder z.B. auch für Menschen mit Diabetes Vorteile bringen. Dennoch wird von ihrem Einsatz z.B. zur Gewichtskontrolle und besonders von einem langfristigen Konsum abgeraten. Bei einigen Süßstoffen sind aktuell Neubewertungen im Laufen und offen ist auch, wie sich „Cocktails“ mehrerer Süßstoffe in einem Produkt auf die Gesundheit auswirken.

 


Tipps für die Praxis: Bewusst auswählen und Bedarf überdenken


  • Milchprodukte leisten einen wertvollen Beitrag zu einer gesunden Ernährung – wenn Zucker und Süßstoffe im Blick bleiben. Wer beim Einkauf bewusst auswählt, Produkte vergleicht und sich nicht „blind“ von Trends leiten lässt, ist auf dem besseren Weg. Denn: Nicht alles, was gesund und sportlich aussieht, ist automatisch eine gute Wahl.

  • Ob mehr Proteinzufuhr notwendig ist, klärt man am besten bei einer persönlichen Beratung. Das kann besonders bei älteren Menschen oder bei zu wenig Muskelmasse durchaus sinnvoll sein. Am besten gibt darüber eine Messung der Körperzusammensetzung Aufschluss.

  • Besonders wichtig ist auch die Qualität der Proteine, das heißt die Versorgung mit unentbehrlichen Aminosäuren. Eine vielfältige, ausgewogene Ernährung und klug kombinierte Mahlzeiten liefern diese am besten – unter anderem durch Vollkorn-Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Nüsse, Milchprodukte und Eier sowie – je nach Ernährungsstil – auch Fisch und Fleisch.

 

 

Presseinformation (26.06.2025):

Zucker und Süßstoffe in Milchprodukten: High Protein Produkte als Süßstoff-Falle.



 

Weiterführende Informationen zum Thema:

Alle Milchprodukte sind online abrufbar: www.sipcan.at/milchprodukte-check 

Die SIPCAN-Zuckerinitiative: www.sipcan.at/zuckerreduktion 

 

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