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Adipositas bei Kindern und Jugendlichen: Ein globales Gesundheitsproblem

Aktualisiert: 11. Apr.

Eine systematische Analyse mit Daten aus über 150 Ländern zeigt: Weltweit ist jedes fünfte Kind von Übergewicht oder Adipositas betroffen. Die Studie liefert Prävalenzzahlen, beleuchtet Einflussfaktoren wie Lebensstil und familiäre Voraussetzungen – und verdeutlicht die dringende Notwendigkeit koordinierter Präventionsmaßnahmen.

(Science News 31: Adipositas bei Kindern und Jugendlichen weltweit: Überblick zu Prävalenzen, Einflussfaktoren und Komorbiditäten)


Kinderfüße auf Personenwaahe aus Vogelperspektiveaage

Adipositas und Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen sind ernsthafte Gesundheitsprobleme, die weltweit an Bedeutung gewinnen. Die steigende Zahl übergewichtiger und adipöser junger Menschen stellt nicht nur große Herausforderungen für die Gesundheitssysteme dar, sondern hat auch weitreichende Auswirkungen auf die Lebensqualität und die zukünftige Gesundheit der Betroffenen. Verschiedene Faktoren, darunter genetische Veranlagungen, Lebensstil und Umweltbedingungen tragen zu dieser Entwicklung bei. Die vorliegende Studie bietet einen umfassenden Überblick über aktuelle Prävalenzdaten von Adipositas sowie über wichtige Risiko- bzw. Einflussfaktoren und gesundheitliche Komplikationen bei Kindern und Jugendlichen weltweit. Ziel ist es, die aktuelle Lage und Entwicklung zu beleuchten, das Verständnis für diese komplexe Problematik zu vertiefen und damit dringend notwendige, effektive Maßnahmen zur Prävention und Behandlung von Adipositas zu fördern.

 

Methode

Für die vorliegende Publikation wurden 2.033 Studien, die seit dem Jahr 2000 publiziert wurden, aus 154 verschiedenen Ländern oder Regionen ausgewertet. Diese Studien umfassen insgesamt Daten von 45.890.555 Personen unter 18 Jahren. Die Ergebnisse dieses umfassenden systematischen Reviews bzw. dieser Meta-Analyse wurden im Juni 2024 im JAMA Pediatrics (Journal of the American Medical Association) veröffentlicht.

 

Prävalenzzahlen und Entwicklung

Die Autor*innen berechneten eine weltweite Gesamtprävalenz von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in Höhe von 8,5 %. Die Prävalenz reichte von 0,4 % (Vanuatu) bis 28,4 % (Puerto Rico), wobei über eine höhere Prävalenz in einkommensstarken Ländern, sowie in jenen Ländern mit einem Human Development Index von mindestens 0,8, berichtet wurde. Die gepoolten Schätzungen betrugen für Übergewicht 14,8 % und für Adipositas und Übergewicht 22,2 %. Das heißt etwa eines von fünf Kindern oder Jugendlichen weltweit leidet unter Übergewicht.


In Hinblick auf die zeitliche Entwicklung zeigten Studien aus den Jahren 2000 bis 2011 eine Adipositas-Prävalenz von 7,1 %, während die Ergebnisse in den Jahren 2012 bis 2023 bei 11,3 % lagen. Dies entspricht einem 1,5-fachen Anstieg der Adipositas-Prävalenz.

 

Einflussfaktoren auf die Adipositasprävalenz

Die gesammelten Daten wurden auch nach Faktoren aufgeschlüsselt, die die Häufigkeit einer Adipositas beeinflussen können. In Bezug auf das Alter zeigte die Gruppe der 6- bis 12-Jährigen die höchste Prävalenz (9,4 %) im Vergleich zu den 0- bis 5-Jährigen (8,5 %) und den 13- bis 18-Jährigen (6,9 %). In Bezug auf das Geschlecht waren Jungen (9,4 %) eher betroffen als Mädchen (7,5 %). Die Häufigkeit von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen war mit einer adipösen Mutter höher (15,9 %) als bei jenen mit einer nicht adipösen Mutter (8,1 %). Unter Kindern und Jugendlichen, die das Frühstück auslassen, gab es mehr Adipöse (10,0 %) als unter täglich frühstückenden Kindern (7,1 %). Unter jenen, die mehr als drei Mahlzeiten pro Tag konsumieren, waren weniger Adipöse (3,3 %) als bei Kindern, die bis zu 3 Mahlzeiten verzehrten (11,6 %), was die aus Studien bekannte Relevanz einer regelmäßigen Mahlzeitenroutine bestärkt. Die Adipositasprävalenz war weiters auch bei folgenden Faktoren signifikant höher: mehr als 2 Stunden pro Tag vor dem Computer (11,9 %), Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft (7,7 %), hohes Geburtsgewicht (12,8 %), unregelmäßige körperliche Aktivität (12,1 %) und eine nächtliche Schlafdauer von weniger als 10 Stunden (13,7 %).

 

Nicht signifikante Faktoren waren unter anderem mütterlicher Diabetes, Schwangerschaftsdiabetes und Gewichtszunahme der Mutter während der Schwangerschaft, väterliche Adipositas, niedriges Geburtsgewicht, Art der Entbindung, Stilldauer und Zufütterung sowie der sozioökonomische Status der Familie.

 

Häufigkeit von Begleiterkrankungen

Zusätzlich wurden acht Komorbiditäten, die mit Adipositas bei Kindern und Jugendlichen verbunden sind, untersucht. Die höchste gepoolte Prävalenz wurde für Depressionen gefunden, die etwa 1 von 3 Kindern und Jugendlichen mit Adipositas betreffen (35,2 %), gefolgt von Bluthochdruck mit einer Prävalenz von 28 %. Außerdem war bei adipösen Kindern und Jugendlichen die Prävalenz höher für Plattfüße (26,1 %), Angstzustände (25,1 %), Asthma (18,8 %), Karies (17,9 %), Vitamin-D-Mangel (11,6 %) und Diabetes (1,2 %).

 

Fazit

Diese umfassende Analyse weltweiter Studiendaten verdeutlicht die globale Lage und alarmierende Zunahme der Adipositasprävalenz bei Kindern und Jugendlichen. Besonders besorgniserregend sind die zahlreichen gesundheitlichen Komorbiditäten, die mit Adipositas einhergehen und die Lebensqualität sowie die langfristige Gesundheit der betroffenen Kinder und Jugendlichen erheblich beeinträchtigen können und somit auch von sozioökonomischer Relevanz sind. Um dem weltweiten Anstieg von Adipositas entgegenzuwirken, sind koordinierte, interdisziplinäre Ansätze erforderlich, die sowohl die ebenfalls identifizierten, individuellen Risikofaktoren als auch die globalen gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen behandeln.

 

Referenz:

Zhang X, Liu J, Ni Y, Yi C, Fang Y, Ning Q, Shen B, Zhang K, Liu Y, Yang L, Li K, Liu Y, Huang R, Li Z. Global Prevalence of Overweight and Obesity in Children and Adolescents: A Systematic Review and Meta-Analysis. JAMA Pediatr. 2024 Aug 1; 178(8):800-813.

doi: 10.1001/jamapediatrics.2024.1576



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